Die Rolle von Narrativen im Umgang mit Zukunft und Transformationsprozessen

Die Rolle von Narrativen im Umgang mit Zukunft und Transformationsprozessen

Um einen runden Tisch sitzen 3 Männer und 3 Frauen, die über die auf dem Tisch ausgebreiteten beschriebenen Moderationskarten sprechen.

Man kann nicht nicht erzählen – und das gilt auch für den gesellschaftlichen Umgang mit Zukunft. Aber welche Perspektiven ergeben sich daraus für die transformative Nachhaltigkeitsforschung? Darum ging es bei einem Workshop, zu dem das Projektteam von „Narrative Futures“ am 5. Juli 2024 nach Wuppertal eingeladen hat. Im Sinne transdisziplinärer Zusammenarbeit waren neben Forschenden aus Literaturwissenschaft, Planungstheorie, Politikwissenschaft und Bewegungsforschung auch Aktive aus Klimabewegung und Stadtentwicklung – den empirischen Schwerpunkten des Projekts – unter den Teilnehmenden. Die Nachbarschaftsetage des BOB Campus an der Nordbahntrasse in Wuppertal-Oberbarmen bildete den Veranstaltungsrahmen, in dem die Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung erlebbar wurde.

Welche Rolle spielt die Art und Weise, wie Zukunft erzählt wird, für den Umgang mit den aktuellen Transformationsherausforderungen? Wie werden Zukunftserzählungen anschlussfähig an aktuelle Diskurse und neue Medien? Und wie können handlungsleitende Erzählungen gemeinsam entwickelt werden? Entlang dieser Leitfragen schälten sich in den Arbeitsgruppen zwei zentrale Themen heraus:

Perspektiven zwischen Narratologie und Transformationsforschung

Auf einem Tisch liegen verschiedene beschriebene Moderationskarten. Diese werden von einer Person, von der vorallem die Hände zu sehen sind, sortiert.

Erstens eröffnen Literaturwissenschaft und Narratologie neue Perspektiven, die auch die sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit Zukunft befruchten kann: Inwiefern prägen Literatur und Medien die Narrative individueller Akteure, aber auch die prägenden gesellschaftlichen Großerzählungen? Und wie verändern sich Erzählweise, aber auch Anschlussfähigkeit von Erzählungen unter dem Einfluss aktuell prägender medialer Formate – von TikTok bis Netflix? Dabei geht es nicht nur um prägende Motive, etwa aus der Science Fiction. Ebenso wichtig erscheinen Fragen nach der Struktur von Zukunft, ob diese also etwa linear oder als offener Raum erzählt wird, und welche Plotstrukturen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden.

Perspektiven auf Narrativen und diskursive Macht

Die Teilnehmenden des Workshops stehen mit dem Rücken zur Kamera und schauen auf 2 Pinnwände, an denen die Ergebnisse der Arbeitsphasen des Workshops hängen.

Zweitens unterstreichen Impulse aus der Bewegungsforschung und aktivistischer Praxis die Bedeutung von Machtfragen im Umgang mit Zukunft. Hier können beispielsweise Konzepte aus der Diskursforschung helfen, die Anschlussfähigkeit und Hegemonie von Narrativen zu erklären. Wenn die Zukunft – mit William Gibson, dem geistigen Vater des Cyberpunk – schon da, aber ungleich verteilt ist: Wem gehört sie dann und wie prägen die dahinterstehenden Interessen, welche Transformationspfade in eine nachhaltige Zukunft offenstehen, und welche möglicherweise versperrt sind? Aus dieser Perspektive rückt dann auch Macht in den Erzählprozessen in den Fokus der Forschung.

Diese Forschungsperspektiven sollen nun in einem nächsten Schritt auf- und ausgearbeitet und im breiteren Forschungsdiskurs zur Diskussion gestellt werden.

Das Logo der VolkswagenStiftung

Das Projekt „Narrative Futures“ wird von 2023 bis 2026 als Pioniervorhaben zu Gesellschaftliche Transformationen von der VolkswagenStiftung gefördert. Das Projektteam bedankt sich auch bei der Montag Stiftung Urbane Räume für die Möglichkeit, den Workshop in der Nachbarschaftsetage des BOB Campus durchführen zu können.

Weitere Infos über #UniWuppertal: