„Wohlstands-Transformation Wuppertal“ (WTW) - Ein urbanes Transformationslabor für nachhaltiges Wirtschaften (2015-2018)

Das Vorhaben Wohlstands-Transformation Wuppertal (WTW) wurde von 2015 bis 2018 unter dem Förderkennzeichen 01UT1412A vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunktes sozial-ökologische Forschung (SÖF) in der Fördermaßnahme Nachhaltiges Wirtschaften gefördert.

Problemstellung & Projektziele

Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, Wohlstand bei geringem Umweltverbrauch zu produzieren (erste Entkopplung). Eine Steigerung ökologischer Effizienz reicht allerdings nicht aus, um die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Vielmehr sollten zusätzlich Faktoren jenseits ökonomischen Wachstums in den Blick genommen werden, die das Ziel des individuellen und gesellschaftlichen Wohlstands auf eine nachhaltige Basis stellen (Suffizienz; zweite Entkopplung). Ziel von WTW war es daher, forschend einen ressourcenleichten Wohlstand zu fördern, der ökonomische, ökologische und soziale Wohlstandsaspekte in ihren Wechsel- und Langfristwirkungen ganzheitlich integriert. Hierfür wurde in Wuppertal ein urbanes Transformationslabor für nachhaltiges Wirtschaften geschaffen.

Methodik & Vorgehen

In dem Transformationslabor haben die Forschenden transdisziplinär und transformativ mit den Bürgerinnen und Bürgern Wuppertals sowie zivilgesellschaftlichen und städtischen Praxisakteuren zusammengearbeitet. Mithilfe eines partizipativen Prozesses und einer Befragung der Bürgerinnen und Bürger (Zufallsstichprobe) wurde der Better-Life-Index der OECD auf die Stadt Wuppertal angepasst. Dies diente dazu, ein erweitertes nachhaltigkeitsorientiertes Wohlstandskonzept zu entwickeln und Bewusstsein für dieses zu schaffen. In sog. Reallaboren wurden Systemanalysen durchgeführt und gemeinsam mit Praxispartnerinnen und -partnern Interventionen (sog. Realexperimente) zur Transformation des lokalen Wohlstandsverständnisses und -niveaus initiiert und wissenschaftlich begleitet.

Projektergebnisse

Folgende zwölf Dimensionen des Guten Lebens sind aus dem Partizipationsprozess hervorgegangen: Gemeinschaft, Freizeit und Kultur, Infrastruktur, Arbeit, Gesundheit, Einkommen, Umwelt, Zufriedenheit, Engagement, Sicherheit, Wohnen und Bildung. Aufbauend auf diesen Dimensionen wurde ein Wohlstandsindikatorensystem für Wuppertal entwickelt. Die Dimensionen wurden bereits als Bewertungsrahmen im städtischen Bürgerbudgetprozess sowie in der Stadtentwicklungsstrategie Wuppertal 2025 genutzt. Auch kamen sie in einer Kartierung von Initiativen nachhaltigen Wirtschaftens zum Einsatz und werden mit dieser in das GeoPortal des Wuppertaler BMBF-Projekts „Transformationsstadt – BürgerInnen forschen für ein Gutes Leben“ integriert.

Zudem wurden in Wissenschafts-Praxis-Workshops die Beiträge der Reallabore zu den Dimensionen des Guten Lebens abgeschätzt. Im Ergebnis wurden alle Dimensionen adressiert, der Schwerpunkt der Wohlstandsbeiträge lag hierbei in den Bereichen Engagement, Gemeinschaft, Bildung und Lebenszufriedenheit.

Als Teil der Transformation wurde im Reallabor "Essbarer Arrenberg" ein Leitbild lokaler nachhaltiger Ernährung entwickelt und ein entsprechender Strategieprozess aufgesetzt. Im Reallabor "Quartier Mirke" wurden Formate der partizipativen Quartiersentwicklung gefördert und eine Coforschungsgruppe gegründet. Im Reallabor "Wichlinghausen & Oberbarmen" wurde ein Konzept zur Leerstandsreduktion erarbeitet und erprobt (bisher drei vermietete Wohneinheiten) und ein bürgerschaftliches Gremium gegründet und verstetigt. Mit dem Realexperiment zur Sperrung der Bundesstraße 7 konnte gezeigt werden, dass eine Push- und Pull-Strategie Verkehrsteilsnehmende zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen kann. Im Arbeitspaket „Willkommen im Quartier“ wurden die Bedarfe Geflüchteter in Wuppertal erhoben und gemeinsam mit der Stadtverwaltung und ehrenamtlich Engagierten das Wup-Portal für integrative Hilfsangebote aufgebaut.

Reallaborübergreifend wurden Rahmenbedingungen, Prozesse und Rollen der Forschenden analysiert und wissenschaftliche Beiträge zur Weiterentwicklung und Reflexion transformativer Forschung geleistet. Die Verknüpfung partizipativer Indikatorenentwicklung mit Reallaboren erwies sich als wichtiger Treiber der Wohlstandstransformation in Wuppertal.

Die detailierten Projektergebnisse finden Sie auf dieser Homepage im Bereich Output und in der WTW-Broschüre 2018 mit den zugehörigen Kurzinformationen.

Praxisnutzen & Anwendungsmöglichkeiten

Hierdurch ist in Wuppertal eine Infrastruktur für transformative Forschung entstanden. Die im Projekt entwickelten Leitfäden wie jene zum Reallaborprozess, zur partizipativen Konstellationsanalyse oder zur Wirkungsabschätzung transdisziplinärer und zivilgesellschaftlicher Projekte können zukünftig in anderen Projekten genutzt werden. Die Wohlstandsindikatoren werden weiter in der Stadt etabliert und in der App „Glücklich in Wuppertal“ sowie in einem GeoPortal genutzt. Die in den Reallaboren angestoßenen Prozesse werden von den Praxisakteuren weitergeführt. Der im WTW-Projekt gegründete Transformationsstammtisch und die Plattform „Transformationsstadt“ dienen auch in Zukunft der Vernetzung und dem Austausch wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Transformationsakteure in Wuppertal.

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