JENSEITS DES KAPITALISMUS: Ein Workshop über Zukunft im Zeichen der Krise

Seit der Finanzkrise von 2008, die noch immer anhält und längst zu einer Gesellschaftskrise geworden ist, wird wieder über den Kapitalismus gesprochen – und über die Gesellschaft der Moderne als eine von ihm durchdrungene und in ihrer Entwicklung bestimmte. Der zunehmend ungehinderte Versuch, das soziale Leben, die natürliche Umwelt und die demokratische Politik an die Erfordernisse privater Kapitalakkumulation anzupassen, statt sie vor deren Zumutungen zu schützen, könnte lange pazifizierte Konflikte über die Legitimität der kapitalistischen Durchrationalisierung und Nutzung der Welt neu aufbrechen lassen und grundlegende Fragen über das zwischenzeitlich befriedete Verhältnis von Kapitalismus und Gesellschaft neu aufwerfen. Viel spricht dafür, dass der gegenwärtige Kapitalismus, als Wirtschaftsordnung krisenträchtig und auf Dauer selbstzerstörerisch, auch als Gesellschaftsordnung gescheitert ist, insofern als er die Fähigkeit verloren hat, kollektiven Nutzen aus individuellem Egoismus zu ziehen und dadurch den Gesellschaftsmitgliedern ein Minimum an sozialer Integration, wirtschaftlicher Sicherheit und lebensweltlicher Stabilität zu bieten. Während der Aufbau verlässlicher sozialer Beziehungen auf den Einzelnen und seine Verantwortung für sich selber abgeschoben wird, fällt einer kleinen Zahl gigantischer, global operierender Unternehmen die Aufgabe zu, die Masse der Bevölkerung durch ein wachsendes und ständig erneuertes Angebot konsumeristischer Glückserlebnisse, von Shopping bis Doping, ruhig zu stellen.
Unsere Konferenz stellt die Frage, wie es mit dem Kapitalismus von heute weitergehen wird und womit wir „jenseits des Kapitalismus“ zu rechnen haben, wenn das kapitalistische business as usual sich erschöpft haben wird. Was können wir tun, wenn überhaupt, um das Ende des Kapitalismus aktiv zu gestalten, und wer sind„wir“?
Die Tagung „Jenseits des Kapitalismus – Ein Workshop über Zukunft im Zeichen der Krise“ hatte Anfang Februar knapp 100 Gäste in das Gästehaus der Bergischen Universität Wuppertal gelockt. Unter den internationale renommierten ReferentInnen fanden sich unter anderem der britische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch und der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln Prof. Dr. Dres. h.c. Wolfgang Streeck. Die Tagung wurde vom TransZent-Mitglied Prof. Dr. Smail Rapic und seinem Team organisiert und vom TransZent unterstützt. Im Nachgang der Tagung wurde in verschiedenen überregionalen Medien über die Diskussionen berichtet, unter anderem im Deutschlandfunk, in der Frankfurter Rundschau und bei SWR2. Eine ausführliche Tagungsdokumentation folgt in Form eines Tagungsbands.
Die Tagung war auch Teil der Reihe "Transformationsstadt".
Ein Bericht von Fabian Anicker über die Tagung , erschienen in der "Zeitschrift für Theoretische Soziologie", finden Sie hier.